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«Credibility Gap»

«Paid Posts» oder «Sponsered Content» sind im Kommen, Inhalte statt lockere Werbesprüche die Strategie dahinter. «Content Marketing» heisst dies im Fachjargon. Ein aktuelles Beispiel ist Postfinance, die regelmässig auf «20minuten» Inhalte publiziert. «20minuten» hat sogar einen eigenen Submenüpunkt in der Navigation eingerichtet: «PostFinance News». Inhaltlich gesehen positioniert sich der Finanzdienstleister als Knowledge- und Themenführer. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn «20minuten» kennzeichnet die Artikel eindeutig als «Promo». Zudem sind die Inhalte der PostFinance relevant und professionell aufgemacht. Eine Win-win-Situation für alle – zumal die Medienhäuser mit sinkenden Einnahmen aus dem Inserategeschäft zu kämpfen haben.

Alles gut? Fast. Regelmässige Systemausfälle, über die auch in den Medien oft berichtet wurde, vermitteln mir als PostFinance-Kunden ein anderes Bild. «Credibility Gap» oder zu gut Deutsch Glaubwürdigkeitsdefizit nennt man dieses Phänomen.

PS: Bleibt zu hoffen, dass diese Abweichung zwischen Eigen- und Fremdbild bald wieder ins Lot kommt.

René Ziswiler

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Luzern. Als Leiter Industriemessen bei der Messe Luzern trägt René Ziswiler (53) wesentlich zur Mitentwicklung des Messeplatzes Luzern bei. Sein neustes Kind ist die 3D-Druck-Messe «Additive Manufacturing Expo» (AMX), eine Schweizer Premiere.

René Ziswiler arbeitet seit 15 Jahren bei der Messe Luzern. Zuvor war er unter anderem für Coop Zentralschweiz, Grüter-Suter und Jelmoli tätig. Bei der Messe Luzern ist der in Buttisholz LU wohnhafte René Ziswiler zuständig für spezialisierte Industriemessen wie zum Beispiel die Schweizer Kunststoffmesse Swiss Plastics Expo oder die Swiss Medtech Expo (SMTE).

Schweizer Premiere: «Additive Manufacturing Expo» (AMX)

In den letzten Jahren haben Schweizer Messeplätze kräftig in ihre Infrastruktur investiert. Dadurch ist das Messeangebot gestiegen und hat einen gewissen Sättigungsgrad erreicht. «Es ist nicht mehr viel Potenzial für neue Messen vorhanden», erklärt René Ziswiler, «jede neue Messe braucht für Aussteller und Besucher einen deutlichen Mehrwert.» Und genau diese Nische hat René Ziswiler mit der neuen «Additive Manufacturing Expo» (AMX) vom 20. bis 21. September gefunden. Sie ist eine Premiere für Luzern und die Schweiz, denn bis jetzt widmet sich noch keine Messe ausschliesslich der additiven Fertigung, sprich: dem professionellen 3D-Druck für die Herstellung von Produkten für Medizintechnik, Luftfahrt oder Maschinenbau. «Die Entwicklung neuer Messen braucht viel Zeit. Erst wenn man Märkte erkannt hat und versteht, kann mit der Ausarbeitung des Konzeptes begonnen werden.»

Messe-Content digitalisieren

Neben der Messeentwicklung kümmert sich René Ziswiler um den Bereich Business Development, wo sich alles um eine Frage dreht: «Wie können wir den Nutzen für unsere Messebesucher erhöhen?» Die Lösung sieht er vor allem in der Digitalisierung der Messeinhalte. «Dies ist für die Messeveranstalter eine äusserst anspruchsvolle Aufgabe, denn dies geht weit über eine Messewebsite oder einen Newsletter hinaus. So stellen wir bei der AMX den Messe-Content mittels Showcases digital bereits im Vorfeld zur Verfügung. Dazu haben wir mit Additively, einem Spin-off der ETH, eine Datenbank entwickelt, auf der der Besucher gezielt nach Showcase, Aussteller, Materialien oder Technologien suchen kann.» Im hartumkämpften Messeumfeld reiche es nicht mehr, einfach nur Standflächen zu verkaufen. «Wir stellen uns in den Dienst ganzer Branchen und fördern diese gezielt. Als Messe müssen wir uns unentbehrlich machen. Dies gelingt dank intensiver Zusammenarbeit mit unseren Partnern.» (ph.)

Selbstbezahler auf dem Vormarsch

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Coop und Migros investieren in Selbstbezahllösungen. Die Zentralschweizer Konsumentinnen und Konsumenten freut’s. Bis zu 50 Prozent des Umsatzes werden zu Stosszeiten über «Subito» oder «Passabene» abgewickelt.

«Subito» bei der Migros, «Passabene» bei Coop; so heissen die Self-Scanning- und Self-Check-out-Lösungen bei den beiden Grossverteilern. «Ihre Beliebtheit wächst», freut sich Rahel Kissel, Leiterin Unternehmenskommunikation der Genossenschaft Migros Luzern. «15 bis 30 Prozent der Kunden benutzen heute ‹Subito› – Tendenz steigend. Unsere Kunden schätzen die damit zusammenhängenden Vorteile: schneller einkaufen, keine Wartezeit an der Kasse und weniger Artikelhandling». Aktuell werden bei der Migros Genossenschaft Luzern 25 bis 40 Prozent des Umsatzes über das «Subito»-System generiert – während Stosszeiten bis zu 50 Prozent. Bei «Passabene» von Coop liegen die Werte für die Region Nordwestschweiz/Zentralschweiz/Zürich bei rund 45 Prozent. «Üblicherweise wird Self-Scanning von Kunden mit grossen Einkäufen, Self-Check-out von Kunden mit kleinen Einkäufen verwendet», erklärt Ramon Gander, Mediensprecher von Coop.

Vertrauen dank intuitiver Systeme

Den heutigen Systemen ging eine umfangreiche Pilot- und Testphase voraus. Coop startete einen Pilotversuch für Self-Scanning im Herbst 2005, die ersten Self-Check-out-Automaten wurden Anfang 2013 in Betrieb genommen. Bei der MIGROS begannen die Pilotversuche 2011 in den Filialen MM Schönbühl, MM Metalli und MMM Surseepark. «Dass sich das Vertrauen in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat, liegt vor allem im einfachen und intuitiven System», ist Rahel Kissel überzeugt. Die steigenden Nutzungszahlen sind aber auch auf den raschen Aufbau des Systems zurückzuführen: «Subito» kommt bereits bei 18 von 49 Supermarkt-Filialen der MIGROS zum Einsatz. Bis Ende 2016 wird auch der MM Dorfmärt Wolhusen das System einführen. Coop plant derzeit einen massvollen Ausbau in Verkaufsstellen, die sich aufgrund der Lage (z.B. Bahnhofnähe) oder Grösse eignen.

Alte wie Junge nutzen das System

Wer denkt, dass die neuen Bezahllösungen vor allem Junge ansprechen, irrt. «Unsere Beobachtungen besagen, dass sich die Nutzung nicht nach Alter eingrenzen lässt», so Rahel Kissel. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass eine statistische Datenerhebung schwierig sei. So sei die Cumulus-Karte eine Familienkarte, die keine Rückschlüsse auf das Alter zulässt. Auch bei Coop liegen diesbezüglich keine gefestigten Daten vor.

Keine Zunahme von Diebstählen

Weder Coop noch Migros haben Hinweise darauf, dass mit dem vermehrten Einsatz von Selbstbezahllösungen der Missbrauch steigt. «In Sachen Inventarverluste stellen wir keine signifikanten Abweichungen gegenüber Verkaufsstellen mit herkömmlichen Kassen fest», so Ramon Gander von Coop. Basierend auf internationalen Untersuchungen und Schätzungen, welchen sich Coop anschliesst, geht das Unternehmen von 1 Prozent des Gesamtumsatzes aus, der gestohlen wird. (ph.)

Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz

Neulich in einem der zwei Supermärkte mit den grossen, orangefarbenen Buchstaben: Lautstark beklagen sich zwei Kassiererinnen über ihre unfähigen Vorgesetzten – während sie ganz routiniert meine Waren scannen. In zwei Minuten habe ich viel erfahren: Die Einsatzplanung sei schlecht organisiert und gewisse Personen hätten Privilegien. Das Ganze war amüsant, auch wenn eigentlich nichts Neues. Klagen über Vorgesetzte und Mitarbeitende, sprich Tratsch, gehört zur Natur des Menschen.

Ähnliches habe ich auch schon im Flugzeug oder im Spital erlebt. So konnte ich beispielsweise vor ein paar Jahren eine Mitarbeiterbeurteilung auf dem Korridor mithören. Auch wenn dadurch nicht der imagemässige Supergau entsteht – es wirkt unprofessionell und kann zu peinlichen Situationen führen. Diese Art Gespräche gehören, wenn es sie denn braucht, in den Pausenraum und nicht an die Kundenfront.

PS: Wer gerne auf Tratsch und Klatsch an der Kasse verzichtet, für den/die gib es eine Lösung: Self-Scanning.

Olympia 2016 – Nebensache Sport

Umweltverschmutzung, Dopingvorwürfe, Patronen im Pressezelt, Verkehrschaos oder die schlechten Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Olympia-Gelände dominieren an medaillenlosen Tagen die Top-Schlagzeilen aus Rio. Die Liste der Themen mit dieser anhaltenden Negativberichterstattung liesse sich Tag für Tag erweitern. Sportresultate verkommen zur Nebensache – ausser, es gibt eine Medaille zu feiern. Dass Geschichten abseits des Sports gesucht und gefunden werden ist nichts Neues. Negativschlagzeilen waren zu erwarten. Viele davon sind vom IOC selbst verschuldet – Stichwörter sind das Doping oder die Vergabe der Spiele nach Rio. Dennoch: Die Intensität der anhaltenden Negativserie überrascht. Die Gründe sind nicht nur im Umfeld, sondern auch im Wettkampfprogramm zu suchen. Viele Sportarten lösen keine Begeisterungsstürme aus. Die sportlichen Highlights sind dünn gesät. Synchronschwimmen oder Dressurreiten locken halt weder grosse Zuschauermassen, noch taugen sie für Schlagzeilen. «Dabei sein ist alles» lässt sich nicht medienwirksam verkaufen.

https://akomag.ch/blog/#olympia_2016__nebensache_sport

«KPI» – Richtwert statt feste Grösse

Immer wieder wird man im Marketingumfeld wie selbstverständlich mit englischen Begriffen konfrontiert. Einer davon, der im Digitalmarketing oft verwendet wird, ist «KPI», eine Abkürzung für «Key-Performance-Indikatoren». KPI ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die den Fortschritt oder Erfüllungsgrad hinsichtlich gesteckter Ziele beschreibt. Im Marketing wird der KPI für Ziele verwendet, die nicht direkt quantifiziert werden können. So ist es beispielsweise schwer messbar, ob eine Kampagne den Bekanntheitsgrad eines Unternehmens gesteigert hat. Hier springt der KPI in die Bresche. In diesem Fall fungieren KPI wie Anzahl der Werbeeinblendungen, Klicks der Nutzer, Beiträge im Social Web uns so weiter mehr als Richtwerte, um die erzielten Ergebnisse greifbar zu machen.

PS: Hinterfragen Sie KPI kritisch und lassen Sie sich nicht davon blenden – weder inhaltlich noch sprachlich.

Katalogisch – Geheimsprache der Reisebranche

Das Hotel mit einem beheizbaren Pool in Meernähe sowie eine internationale Küche. Das Angebot im Reisekatalog überzeugt. Angekommen, entpuppt sich die Meernähe als dehnbarer Begriff und die internationale Küche besteht aus deutscher Currywurst und italienischer Bolognese. Und spätestens wenn die Füsse im theoretisch beheizbaren, kalten Pool landen, weiss man, der Geheimsprache «Katalogisch» der Reisekatalog-Schreibgilde aufgesessen zu sein. Aber nicht nur die Sprache bietet mehrdeutige Begriffe, auch Bilder bieten keine Sicherheit. So machen Weitwinkelobjektive den Pool grösser und die Wahl des Ausschnitts den Strand menschenleer – noch bevor der Anbieter zu Photoshop gegriffen hat.

Was früher kaum zu verifizieren war, geht heute vergleichsweise einfach mit Tripadvisor, Google-Street-View oder https://de.oyster.com. Aber auch hier gilt es, die Kommentare zu bewerten und einzuordnen: Ein «mieser Service» oder eine «schlechte» Frühstücksbuffet-Bewertung in einem 4- oder 5-Sterne-Hotel sind für Otto Normalverbraucher wahrscheinlich immer noch überdurchschnittlich. Auch bewegen sich etliche Trolle im Netz, die ihre Konkurrenten gezielt schlechtmachen.

PS: Mein Tipp: Beschriebe und Kommentare kritisch lesen, vor Ort für einmal die Fünf geradestehen lassen und die Ferien geniessen.

Erst denken, dann twittern

Immer wieder tappen Prominente in die Twitter-Falle. Obwohl der Begriff «Falle» eigentlich nicht zutrifft. Denn per Definition ist eine Falle eine Vorrichtung oder ein Trick, mit dem man jemanden täuschen will. Bei Twitter ist alles glasklar: Was in die 140 Zeichen passt, wird publiziert. Sofort. Jeder Twitter-User ist Redaktor, Lektor, Verleger und Distributor in einem, das birgt Verantwortung. Zwar ist eine Löschfunktion von Beiträgen bei Twitter integriert. Nur: Sobald ein Screenshot von einem kontroversen Beitrag erstellt ist, hat man die Macht über seinen Tweet verloren. Hohe Vernetzung und umgehende Publikation sind Fluch und Segen zugleich. Daher: zuerst denken, dann twittern.

Umfragewerte sind keine Prognose

Haben Sie den Brexit vorhergesagt? Dann waren Sie besser als unzählige Spekulanten und Finanzhäuser, die ihre Investitionsstrategie nach den letzten Umfragewerten auf einen Verbleib von Grossbritannien in der Eurozone ausgerichtet haben.

Nicht nur Börsianer mussten sich am Vorabend der Bekanntgabe des Abstimmungsresultats positionieren. Auch die Printmedien mussten sich festlegen, da die Resultate erst weit nach Redaktionsschluss bekannt wurden. Anders als die Spekulanten verhielten sich die Medien zurückhaltender und liessen sich nicht auf ein «in» oder «out» hinaus. Einzig die «Basler Zeitung» und der «Tages-Anzeiger» haben sich mit ihren Leitartikeln leicht verspekuliert – da sie im Grundtenor des Artikels davon ausgingen, dass alles beim alten bleibt. Aber Milliarden wurden damit nicht in den Sand gesetzt – es wurde höchstens etwas am Ego gekratzt.

Anders als an der Börse konnten die Medien auf Zeit spielen. Dennoch war ich überrascht, wie klar die Finanzmärkte von einem Verbleib ausgingen. Dass Umfragen keine klare Prognose, geschweige denn Endresultate sind, wurde in den letzten Jahren schon oft an der Urne bewiesen. Die Welt lässt sich weder durch mathematische Modelle noch durch unzählige Umfragen vorherberechnen. Entschieden wird am Tag X mit einem Kreuz an der Urne. Und das ist gut so.