Archiv der Kategorie: AKOMAG Blog

Algorithmen übernehmen Kommunikationsaufgaben

Das am Samstag zu Ende gegangene WEF (World Economic Forum) thematisierte die Herausforderungen der vierten industriellen Revolution und die damit verbundenen Änderungen in der Arbeitswelt. Zusammengefasst gesagt: Wir stecken nicht in der Revolution, sie hat eben erst begonnen. Jeder zweite Job droht ersetzt zu werden.

«Passabene» von Coop ist erst der Anfang. Neben dem Verkaufspersonal an der Kasse werden noch viele weitere Berufe und Branchen die anrollende Automatisierungswelle zu spüren bekommen. Auch nicht gefeit vor dieser Entwicklung sind Journalisten und Texter. Schon heute lassen renommierte Medien wie AP oder Forbes Routineartikel wie Börsenberichte, Aktienanalysen oder Sportartikel von Robotern schreiben. In Schweden erstellte ein Algorithmus bereits zigtausende Wikipedia-Artikel. Gut möglich also, dass ein programmierter Algorithmus in der Nacht die Daten Ihres Aktiendepots analysiert und Ihnen rechtzeitig zur Morgenlektüre entsprechende Empfehlungen abgibt. Bleibt zu hoffen, dass wir «Schreiber» dank Kreativität, Antizipationsfähigkeit und Neugier den Maschinen einen Schritt voraus bleiben.

PS: Ob die Klickzahl-getriebenen Newsportale bestimmter Medienhäuser, die inhaltlich immer öfter jegliche Relevanz vermissen lassen, noch von Menschen oder bereits von Robotern zusammengestellt werden, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden.

Facebook ist tot, lang lebe Facebook

«Youtube löst Facebook in Deutschland als meistgenutztes soziales Netzwerk ab»: dies die Schlagzeile, die letzte Woche in diversen Online-Medien die Runde machte. Kurz darauf verkündeten einzelne Autoren bereits (wieder) den bevorstehenden Tod der weltweit grössten Social-Media-Plattform. So weit sind wir noch lange nicht. Totgesagte leben bekanntlich länger. Doch so fest die Position der derzeit wichtigsten Plattformen auch ist, in Stein gemeisselt ist sie deshalb nicht. Das lehrt uns bereits die relativ junge Geschichte von Online-Plattformen. Zu lang ist die Liste von Online-Unternehmen, die in Vergessenheit geraten sind. Ebenso lang ist die Liste von Start-ups, die mit kreativen Ideen und Dienstleistungen den Markt von unten aufrollen wollen, wie es einst Facebook oder Google taten.

Was heisst das für Unternehmen? Im Sinne einer langfristigen Online-Strategie sollten sie nicht auf einzelne Kanäle setzen. Sie müssen sich gezielt Know-how im gesamten Fachbereich soziale Medien aneignen und eine gesamtheitliche Strategie festlegen. Die Plattformen können wechseln, die Mechanismen bleiben.

P.S. Was die Ablösung von Facebook durch Youtube betrifft, kann so viel gesagt werden: Der Bereich Video wird in rasantem Tempo immer schneller immer wichtiger.

Wikipedia – Agenturen unter Generalverdacht

Über 1,8 Millionen Artikel sowie rund 2,3 Millionen registrierte User sind die beeindruckenden Kennzahlen allein der deutschsprachigen Wikipedia-Sektion. 5800 Autoren arbeiten regelmässig daran. Mitmachen kann und soll jeder – so der Grundgedanke der «freien Enzyklopädie».

Wer aber bereits versucht hat, einen Artikel in Wikipedia zu publizieren, kennt das Problem: den komplexen Code. Das korrekte Verlinken und Referenzieren ist für Ungeübte anspruchsvoll. Daher erstaunt es nicht, dass der Community der Nachwuchs ausgeht (siehe Artikel im «Tages-Anzeiger» vom 24. Juni 2015 unten). Das Resultat sind zunehmend veraltete Beiträge oder das lange Warten auf die Freigabe, da jeder neue oder geänderte Artikel zuerst durch die Community gesichtet wird. Weniger relevante Wikipedia-Einträge werden des Öfteren liegengelassen.

In dieser Situation springen vermehrt PR-Agenturen in die Bresche, um Beiträge aktuell zu halten. In der freien Wikipedia-Community sind sie aber nicht gerne gesehen und werden mit Argusaugen überwacht. Denn der bezahlte Schreiber steht unter Generalverdacht, die Artikel im Sinne seines Auftraggebers zu frisieren. Und so kann bereits ein fehlendes Komma oder ein unbedachtes Adjektiv dazu führen, dass die Freigabe des Beitrags verweigert wird.

Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Chancen auf Publikation steigen, wenn folgende Richtlinien beachtet werden:

  • Neutrale Inhalte und neutrale Sprache, kein PR-Slang und Vorsicht mit Adjektiven
  • Nur Fakten referieren
  • Hohe Relevanz der Inhalte
  • Literaturhinweise und Belege für alles, was nicht als Allgemeinwissen vorausgesetzt werden kann

Reden ist Silber, schweigen nicht immer Gold

Während Verkäufer tendenziell zu viel sprechen, kommunizieren andere Berufsgattungen bisweilen zu wenig. Ein Beispiel: Nach einem ambulanten Eingriff an der Hand und den darauffolgenden drei Stunden Wartezeit auf den zuständigen Chirurgen entliess mich dieser mit den drei Sätzen «Der Eingriff lief gut. Sie dürfen nach Hause. Haben Sie Fragen?» aus seiner Obhut. Wortlos überreichte er mir den Plastikbeutel mit der Platte und den Schrauben. Der Chirurg verstand sein Kerngeschäft und führte die kleine Operation tadellos durch. Genauso verstand er es, den Kommunikationsteil zu umgehen oder zu delegieren. Erst zu Hause kamen mir die wichtigen Fragen: «Wie stark darf ich die Hand belasten, oder ist der Knochen nun wieder vollständig geheilt?» Eine proaktivere Kommunikation würde viele Unsicherheiten ausräumen.

PS: Über die Wundheilung bin ich hingegen bestens informiert dank der Kommunikationsbereitschaft der Pflegefachfrauen.

Soll ich, oder soll ich nicht?

Die Fluggesellschaft Swiss rechnet damit, Tagungsveranstalter rechnen damit, und auch wir rechnen ab und zu damit: mit dem Nichterscheinen, den sogenannten «No-Shows». Seien wir ehrlich: Auf den ersten Blick ist die Einladung verlockend; interessantes Thema, spannende Referenten und einmal weg vom Bürostuhl. Mit einer kurzen E-Mail oder einer vorfrankierten Karte ist die Anmeldung subito erledigt. So weit, so gut.

Spätestens am Vorabend ist die Euphorie verflogen – das E-Mail-Postfach quillt über, die Arbeit wurde nicht weniger und dann noch die mühsame Anreise. Bis zu 15 Prozent der Angemeldeten werden daher den Weg an die Veranstaltung nicht schaffen (Beispiel «Perspektiven Zentralschweiz»). Das stellt die Veranstalter vor Herausforderungen. Sie müssen die «No-Shows» einrechnen, sollen nicht ganze Sitzreihen leer bleiben. Und so ist der Organisator paradoxerweise über jeden Zehnten froh, der nicht erscheint.

PS: Wer glaubt, dass «No-Shows» ein neuzeitliches Phänomen sind, irrt. Dies zeigt exemplarisch ein Artikel des deutschen Magazins «Der Spiegel» aus dem Jahre 1976. Darin wird erwähnt, dass Lufthansa-Flüge mit 5 bis 20 Prozent überbucht würden.