Umfragewerte sind keine Prognose

Haben Sie den Brexit vorhergesagt? Dann waren Sie besser als unzählige Spekulanten und Finanzhäuser, die ihre Investitionsstrategie nach den letzten Umfragewerten auf einen Verbleib von Grossbritannien in der Eurozone ausgerichtet haben.

Nicht nur Börsianer mussten sich am Vorabend der Bekanntgabe des Abstimmungsresultats positionieren. Auch die Printmedien mussten sich festlegen, da die Resultate erst weit nach Redaktionsschluss bekannt wurden. Anders als die Spekulanten verhielten sich die Medien zurückhaltender und liessen sich nicht auf ein «in» oder «out» hinaus. Einzig die «Basler Zeitung» und der «Tages-Anzeiger» haben sich mit ihren Leitartikeln leicht verspekuliert – da sie im Grundtenor des Artikels davon ausgingen, dass alles beim alten bleibt. Aber Milliarden wurden damit nicht in den Sand gesetzt – es wurde höchstens etwas am Ego gekratzt.

Anders als an der Börse konnten die Medien auf Zeit spielen. Dennoch war ich überrascht, wie klar die Finanzmärkte von einem Verbleib ausgingen. Dass Umfragen keine klare Prognose, geschweige denn Endresultate sind, wurde in den letzten Jahren schon oft an der Urne bewiesen. Die Welt lässt sich weder durch mathematische Modelle noch durch unzählige Umfragen vorherberechnen. Entschieden wird am Tag X mit einem Kreuz an der Urne. Und das ist gut so.